Hochwasser, Verletzte überall und Zufahrtsstraßen blockiert: hier werden die Strömungsretter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) tätig. Sie sind Erkundungstrupp, medizinische Erstversorgung und Evakuierung hilfsbedürftiger Personen - und dabei immer an vorderster Front unterwegs. Ihr Einsatzgebiet sind überschwemmte Städte, und sie erreichen Orte, wo sonst niemand hinkommt. Entsprechend umfangreich muss auch die Ausbildung dieser Spezialkräfte sein. Zu diesem Zweck waren drei Kelsterbacher Strömungsretter, zusammen mit Kräften aus ganz Deutschland Anfang Oktober am Niddastausee bei der DLRG Friedberg Bad Nauheim zu Gast.

Wenn Strömungsretter im Katastropheneinsatz sind, fehlen häufig Infrastruktur, Personal und Material. Hier heißt es: kompetentes Materialmanagement und schnelle Evakuierung der Verletzten. Beim Lehrgang zum SR-Medic wurde der Transport mittels Schleifkorkbtrage und Raft geübt, sowie die Anwendung taktischer Medizinartikel vertieft. Diese sogenannte Crashrettung ist fundamentaler Bestandteil der Arbeit in Katastrophengebieten und muss regelmäßig wiederholt werden, um die nötige Routine für den Einsatzfall herzustellen.

Ursprünglich aus Kriegsgebieten stammend, hat sich das Feld der taktischen Medizin stetig weiterentwickelt, und bietet gerade dem Sanitätswesen in der DLRG viele neue Möglichkeiten. Diese gehen über das Wissen und Können der normalen Sanitäter hinaus und müssen speziell ausgebildet werden. Beispielsweise gilt hier das Tourniquet, ein Abbindeinstrument als primäre Behandlung, um starke Ausblutungen zu verhindern und eine schnelle Evakuierung zu ermöglichen. Darüber hinaus hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Produkte verschiedener Hersteller zu testen, vergleichen und im Einsatz zu prüfen.
 

Ähnlich wie im realen Katastropheneinsatz hatten auch auf dem Lehrgang die Teilnehmenden zu jeder Zeit etwas zu tun. Ob Theorie, Erfahrungsaustausch oder umfangreiche Rettungsübung, Zeit für Pausen blieb hier kaum. Trotzdem konnten die drei Kelsterbacher Teilnehmer den Lehrgang am Sonntagnachmittag erfolgreich abschließen und sich nach dem Aufklaren der sehr umfangreichen Ausrüstung auf den Weg ins wohlverdiente Restwochenende machen.
 

Die Strömungsrettung ist die neuste Addition zu den Kompetenzen der Kelsterbacher Wasserrettung. Nachdem die Einsatzabteilung seit 2019 aufgebaut und mit Boot und Zugfahrzeug ausgestattet wurde, wird in Kelsterbach jetzt viel Wert auf die Aus- und Fortbildung der ehrenamtlichen Kräfte gelegt. Bei Einsätzen der öffentlichen Gefahrenabwehr sind diese Kräfte dann in Zukunft in enger Zusammenarbeit mit der Bootsmannschaft unterwegs. So unterstützen sie Land- und wassergebunden die Suche nach vermissten, wie zuletzt am 13.10. als ein Boot im Rhein gekentert ist und in einer Suchkette nach den Insassen gesucht wurde.